Vortragsreihe der Heidelberger Geographischen Gesellschaft

© HGG

Ob bei Shakespeare, Dick oder Scholl-Latour: Schockierende Ereignisse und Entwicklungen wirken sich stets auch räumlich aus. Für das Wintersemester 2023/2024 hat die Heidelberger Geographische Gesellschaft (HGG) führende Vertreter:innen gewonnen, die zu drängenden Gegenwartsfragen forschen und im Anschluss an ihre Vorträge gerne mit dem Publikum diskutieren. Aus globaler und/oder regionaler Sicht wird zu folgenden Themen referiert: Landnutzung und Klimawandel, China als Machtfaktor, Globale Gesundheit und Entwicklung von Naturgefahren. Passend ergänzt wird die Reihe durch einen studentischen Vortrag, der mit beeindruckenden Fotos die Entwicklungsprozesse einer peripheren Hochgebirgsregion darstellt und mit Sicherheit genügend Gesprächsstoff für den anschließenden HGG-Weihnachtsumtrunk bietet.

Alle Vorträge finden im Kleinen Hörsaal (HS2) des Kirchhoff-Institut für Physik (KIP), Im Neuenheimer Feld 227 statt. Mehr Informationen befinden sich im Flyer und auf der Homepage der HGG.

Alle Termine im Wintersemester 2023/2024 im Überblick:

Dienstag, 14. November 2023, 19:15 Uhr
Prof. Dr. Julia Pongratz (Ludwig Maximilian Universität München)

Landnutzung – von unbeabsichtigten Klimawirkungen zum Einsatz als Klimaschutzmaßnahme”

Drei Viertel der eisfreien Landfläche werden in irgendeiner Form land- oder forstwirtschaftlich genutzt, mit komplexen Auswirkungen auf das lokale und globale Klima. Diese Auswirkungen zu verstehen, ist von entscheidender Bedeutung, da wir sie nicht mehr als unvermeidliche Nebeneffekte betrachten, sondern sie gezielt nutzen, um den Klimawandel abzuschwächen. Insbesondere zur Einhaltung des 2-Grad-Ziels spielt die Landnutzung eine wichtige Rolle, da CO2-Entnahme aus der Atmosphäre zu Erreichung von Treibhausgasneutralität unabdingbar ist. Dieser Vortrag wird die verschiedenen Rollen der Landnutzung in der Vergangenheit und in der Zukunft veranschaulichen und Potential und Risiken von Landnutzung als Maßnahme zur Abschwächung des Klimawandels beleuchten.

Dienstag, 21. November 2023, 19:15 Uhr
Prof. Dr. Annika Mattissek (Universität Freiburg) & Prof. Dr. Paul Reuber (Universität Münster)

China als Machtfaktor in einer „Welt aus den Fugen“?!”

Der Aufstieg Chinas hat im neuen Jahrtausend zu deutlichen Veränderungen in den wirtschaftlichen und (geo)politischen Machtstrukturen der Welt geführt. Geopolitisch äußern sich die regionalen und globalen Ambitionen Chinas unter der Führung von Xi Jinping in einem zunehmend konfrontativen neuen Blockdenken, in dem sich die weltumspannenden Einflussbereiche der „Supermächte“ neu ordnen. Geoökonomisch ist China mit seiner vielfältigen Einbindung in globale Produktionsketten nicht nur eine der kraftvollsten Wirtschaftsnationen, sondern mit der Belt-and-Road Initiative und ausländischen Direktinvestitionen ein zentraler wirtschaftlicher Impulsgeber für viele Länder in Asien und im Globalen Süden. Aus dieser breit angelegten Entwicklung greift der Vortrag zwei Fallbeispiele heraus, an denen exemplarisch geographische Forschungsperspektiven auf die neue Rolle Chinas deutlich werden. Am Beispiel der Debatten im Deutschen Bundestag wird der Wandel globaler geopolitischer Leitbilder über China von der Phase des Kalten Krieges bis zur aktuellen geoopolitischen Blockkonfration nachgezeichnet. An Beispielen aus Kambodscha wird gezeigt, wie geo-ökonomische Interventionen Chinas die Raumstrukturen und Machtverhältnisse in anderen Ländern beeinflussen.

Studentischer Vortrag (HYBRID – Eintritt frei)
Dienstag, 5. Dezember 2023, 19:15 Uhr – studentische Teilnehmer:innen der Exkursion (Universität Heidelberg)

Entwicklungsprozesse in der peripheren Hochgebirgsregion Ladakh, Indien”

Sowohl in den naturräumlichen Bereichen als auch in den sozioökonomischen und politischen Dimensionen unterliegt die im Trans-Himalaya gelegene Region Ladakh massiven Veränderungen. Im Zuge des Klimawandels spielen sowohl langsam stattfindende Veränderungen (Gletscherrückgang, Permafrostdegradation) als auch plötzlich auftretende und häufig katastrophal wirkende Ereignisse (Gletscherseeausbrüche) eine wichtige Rolle. Im Bereich der sozioökonomischen Entwicklung sind die Zunahme außerlandwirtschaftlicher Erwerbstätigkeiten sowie rasant steigende Touristenzahlen wesentliche Merkmale. Mit der administrativen Neugliederung, nach der Ladakh seit Oktober 2019 aus dem früheren Bundesstaat Jammu & Kashmir herausgetrennt und als Unionsterritorium verwaltet wird gehen neue Herausforderungen einher. Während der dreiwöchigen Exkursion wurden human- und physisch-geographische Entwicklungen, Veränderungen und Anpassungsstrategien betrachtet und diskutiert.

Dienstag, 23. Januar 2024, 19:15 Uhr
Prof. Dr. Bärnighausen (Universität Heidelberg)

Global Health aus den Fugen? Klimawandel und andere geograpische Einflussfaktoren”

Seit der Covid19-Pandemie ist ersichtlich geworden, dass Global Health zweifellos aus den Fugen geraten ist. Neben der Globalisierung spielt auch der Klimawandel eine zunehmende Rolle bei der Ausbreitung von Krankheiten. In dem Vortrag werden verschiedene Einflussfaktoren wie Zugang zu sauberem Wasser, Umweltverschmutzung, Landnutzungsveränderung und der globale Temperaturanstieg näher beleuchtet. Anschließend werden die Herausforderungen für Global Health diskutiert.

Dienstag, 30. Januar 2024 19:15 Uhr
Prof. Dr. Lothar Schrott (Universität Bonn)

Nehmen Naturgefahren und Risiken zu? Antworten aus Sicht der Geographie und Geowissenschaften”

Erdbeben, Erdrutsche, Hochwasser, Dürren oder Waldbrände – nahezu täglich wird in den Medien über Naturgefahren und Katastrophen berichtet. Doch werden die betroffenen Gebiete tatsächlich gefährlicher für den Menschen? Welchen Einfluss hat hierbei der Klimawandel? Und worin unterscheiden sich Begriffe wie Naturgefahr, Risiko und Katastrophe? Der Vortrag geht auf die Vielfältigkeit und Verschiedenartigkeit von Naturgefahren ein und diskutiert Möglichkeiten der Erkennung, Überwachung und Vorhersage. Seltene Extremereignisse wie große Bergstürze oder häufig auftretende Muren sind oft mit katastrophalen Folgen verknüpft und stehen eher im Fokus der Öffentlichkeit als das nicht sichtbare Auftauen des Permafrostes. Die Charakteristika von Naturgefahren implizieren unterschiedliche Risiken und erfordern spezifische Maßnahmen des Risikomanagements. Der Bonner Geograph und Experte für Naturgefahren, Prof. Dr. Lothar Schrott, zeigt an verschiedenen Beispielen die wissenschaftlichen Herausforderungen und stellt moderne Monitoring- und Frühwarnsysteme vor.


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