Im Projekt „meinGrün“ entwickeln Partner aus Wissenschaft, kommunaler Praxis und Wirtschaft unter Leitung des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) die Grundlagen für neuartige, interaktive Informationsangebote. Ziel ist es, Grünflächen in Städten genauer zu beschreiben und zu zeigen, wie man sie gut erreichen kann. Nutzer der Grünflächen können diese bewerten und Stadtverwaltungen erhalten Hinweise auf Verbesserungspotenzial. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen der Forschungsinitiative mFUND gefördert, die sich mit digitalen datenbasierten Anwendungen für die Mobilität 4.0 befasst.
Sollen Städte trotz Wachstum und Nachverdichtung eine hohe Lebensqualität garantieren, spielen Grünflächen eine entscheidende Rolle. Sie stellen eine Vielzahl ökologischer Dienstleistungen bereit, wirken sich zum Beispiel positiv auf das Stadtklima und die biologische Vielfalt aus, Menschen können dort Natur erleben und entspannen. Gut wäre es also, wenn Bürgerinnen und Bürger wissen, wo sie in ihrer Nähe Grünflächen finden, welche Ökosystemleistungen diese erbringen und welche Infrastruktur wie Bänke, Gastronomie oder sanitäre Einrichtungen sie bieten. Wie die Parks, Spielplätze, Brachflächen und andere grüne Orte gut zu erreichen sind – am besten zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln –, ist ebenfalls eine wichtige Information.
Bisher mangelt es noch an solchen Informationen. Das Projekt „meinGrün“ entwickelt nun die Datengrundlagen und technischen Voraussetzungen, um dies zu ändern. Am 1. November startet das Projekt offiziell.
Neue Informationsdichte durch kombinierte Daten
Die Projektpartner werden untersuchen und testen, wie sich verschiedene Daten kombinieren und zu einer bisher nicht gekannten Informationsfülle rund um das Thema Grünflächen in Städten verdichten lassen. Die Forscher wollen dafür offene Geodaten der Verwaltung mit neuesten Fernerkundungsdaten aus dem Raumfahrtprogramm Copernicus kombinieren. Hinzu kommen nutzergenerierte Daten, wie sie etwa der Kartendienst OpenStreetMap oder Social-Media-Kanäle wie Twitter oder Instagram liefern.
Diese neue Datenfülle soll als Grundlage für verschiedene nutzerfreundliche Anwendungen dienen. Wie dies funktionieren kann, zeigen die Partner anhand der mobilen App „meinGrün“. Diese werden sie in der Projektlaufzeit bis April 2021 entwickeln und in den Pilotstädten Dresden und Heidelberg testen.
Vorhandene Daten nutzen, neue generieren
Mit der App sollen Nutzer schnell herausfinden, welche Grünflächen sich in ihrer Umgebung befinden und welche am besten zu ihren Wünschen passen. Eltern mit Kindern können so schnell den geeigneten Spielplatz in der Nähe finden, Jugendliche die Grünfläche mit Skaterbahn, Ältere den Park mit ausreichend Bänken und barrierefreien Zugängen. Auch den Weg zu den Grünflächen wird die App weisen – der kann entsprechend persönlicher Wünsche zum Beispiel besonders ruhig und grün sein.
Die Anwender wiederum können die App nutzen, um selbst Informationen zu den Grünflächen hinzuzufügen. Mängel und Wünsche lassen sich ebenso erfassen wie positive Merkmale. Diese nutzergenerierten Daten ermöglichen der Stadtplanung, die Grünflächen, aber auch das Fuß- und Radwegenetz bedarfsorientiert weiterzuentwickeln.
Projektkonsortium mit sieben Partnern
Bis es soweit ist, haben die sieben Projektpartner viel Arbeit vor sich. Es gilt, innovative Methoden zu entwickeln, um die Daten zu gewinnen, zu analysieren und zu strukturieren und für die geplanten Zwecke nutzbar zu machen. Ziel ist es, dass nicht nur die Pilotstädte Dresden und Heidelberg sie nutzen, sondern auch andere Städte die geschaffene Dateninfrastruktur und entstandenen Werkzeuge praxisorientiert anwenden können.
Die Arbeiten am Heidelberg Institute for Geoinformation Technology (HeiGIT) der Universität Heidelberg beschäftigen sich insbesondere mit der Ermittlung optimaler Routen zu den Grünflächen. Optimal bedeutet hierbei eine personalisierbare Kombination von Kriterien wie „Grünheit“ und Schönheit der Strecke, Zeitbedarf und Steigung. Hinzu kommt für Allergiker die Möglichkeit, Standorte von bestimmten Baumarten auf der Route zu meiden. Hierbei wird der vom HeiGIT betriebene OpenRoutService eingesetzt, der auf der freien Weltkarte Open Street Map aufsetzt. Darüber hinaus koordiniert das HeiGIT die Abstimmung zwischen Datendiensten, Routingdienst und der App, und ist in die Grünflächenbewertung, Indikatorenentwicklung und Einbeziehung der Nutzerfeedbacks involviert.
Zum Projektkonsortium gehören neben dem Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (Projektleitung) in Dresden, das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das Institut für Kartographie der Technischen Universität Dresden, das Heidelberg Institute for Geoinformation Technology der Universität Heidelberg, das Institut für Software-Entwicklung und EDV-Beratung in Karlsruhe sowie urbanista in Hamburg und Terra Concordia in Berlin.
Weitere Informationen zum Projekt: meingruen.ioer.info
Kontakt im Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung:
Dr.-Ing. Gotthard Meinel, Telefon: (0351) 46 79-254, E-Mail: G.Meinel@ioer.de
Dr.-Ing. Robert Hecht, Telefon: (0351) 46 79-248, E-Mail: R.Hecht@ioer.de
Kontakt am HeiGIT:
Prof. Dr. Alexander Zipf, Telefon: (06221) 54-19700, zipf@uni-heidelberg.de
Dr. Sven Lautenbach, Telefon: (06221) 54-19703, sven.lautenbach@uni-heidelberg.de
Über mFUND:
Im Rahmen der Forschungsinitiative mFUND fördert das BMVI seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um digitale datenbasierte Anwendungen für die Mobilität 4.0. Neben der finanziellen Förderung unterstützt der mFUND mit verschiedenen Veranstaltungsformaten die Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung sowie den Zugang zum Datenportal mCLOUD. Weitere Information: www.mfund.de.
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